Ingrid J.

Über mich:

Ich bin fast 70 Jahre alt und arbeitete 40 Jahre als Lehrerin. Jetzt bin ich Rentnerin.
Mein größter Wunsch ist, dass Menschen in allen Ländern frei und friedlich leben können.

Briefwechsel:

Ingrid J. – Masome Rezai

Originaltexte

Liebe Masoumeh,
aus deinen Angaben erfahre ich, dass du 36 Jahre zählst und wegen deiner vier Kinder 
nach Barth gekommen bist. Du möchtest, dass sie einmal ihre Träume verwirklichen können, da es dir nicht vergönnt war. Viele meiner Landsleute und natürlich ich selbst verstehen, warum du diesen Weg voller tödlicher Gefahren auf dich genommen hast. Die Sicherheit und die Zukunft deiner Kinder waren dein Motiv.
1945 musste meine Mutter mit meinen beiden Brüdern ebenfalls ihr Zuhause verlassen. Sie,
ihre Nachbarn und andere Deutsche wurden aus Hinterpommern vertrieben, das deutsches Territorium war und nach dem Zweiten Weltkrieg polnisches Staatsgebiet wurde. Aus ihren wie den Geschichten anderer Vertriebener habe ich erfahren, was Angst und Verfolgung bedeuten. In den Wirren der damaligen Zeit verloren Tausende ihre Leben.
So, wie meine Mutter sich um meine Brüder ängstigte, sorgten sich Mütter durch die Jahrtausende um ihre Kinder. Du gehörst zu dieser großen Zahl der Mütter, die das eigene Wohl hinter das Wohlergehen ihrer Kinder stellt. Du hast viel erreicht und kannst stolz auf dich sein.
Ich weiß nicht, ob du lange genug die Schule besuchen durftest, um die Geschichte deines Lebens in Afghanistan, der Flucht oder Erinnerungen aufzuschreiben.
Ich bin überzeugt, viele meiner Landsleute möchten sie lesen!
Deine Gedanken würden ihre Herzen berühren!

Ingrid

Antwort auf: Masome Rezai

Liebe Reisende, Schlafgefangene, Migrierende, Verurteilte,
wach auf,
durchbrich den Raum um dich,
mit deiner Stimme!

Rechts und links von dir findest du
ähnlich Fühlende, Denkende, Träumende, Vertriebene!

Ruf hinaus in den Tag, die Nacht, die Welt!
Du wirst Antwort finden, denn du bist nicht allein!
Nie!

Ingrid

Antwort auf: Masome Rezai