Regina Kielpinski-Margenfeld

Über mich:

Ich wurde im Zweiten Weltkrieg in Breslau/Schlesien geboren. Als Flüchtling kam ich mit den Großeltern unwillkommen nach Thüringen. Mutter und Vater waren vermisst. Ich arbeitete als Krankenschwester mit Staatsexamen. Später schloss sich ein Pädagogikstudium zum Lehrer und Erzieher an. Ich bin verheiratet, habe zwei eigene Kinder und einen Pflegesohn. Ich wohne schon über 50 Jahre auf Rügen. Mein Hobby ist Schreiben, bisher habe ich drei Kinderbücher veröffentlicht.
Es wäre für mich wunderbar, könnte ich in Wort und Schrift dazu beitragen, dass unser Wunsch von damals „Nie wieder Krieg!“ in den Herzen aller Menschen einen ersten Platz einnehmen und zum Grundsatz aller Handlungen werden würde.

Briefwechsel:

Regina Kielpinski-Margenfeld – Maryna Lukianchenko
Regina Kielpinski-Margenfeld – Ataye Zabihullah

Originaltexte

Ostern 2024

Vom Eise befreit waren 
Jahre des Leids
Die der Krieg uns gebracht
Den Völkerhass geschürt

Arme und Beine zerschossen
Augen erblindet im Minenfeld
Menschensöhne verloren
Die man stolz Helden genannt

Wir haben nichts vergessen
Wir Alten der damaligen Zeit
Städte zerstört und Träume
Ängste machten uns stumm

Ist er wieder auferstanden
Der uns in Völkerhass verstrickte
Der gierig seine Klauen streckt
Nach Macht und Zugewinn

Sät Hass auf friedliche Länder
Dringt in mein friedliches Haus
Lockt unsere Männer zum Kampf
Gibt ihnen ein Gewehr in die Hand

Was macht er sich an meinem Herd zu schaffen
Ergreift den Feuerhaken
Entreißt ihm die höllische Glut
Wickelt ihn in weiße Laken
Und werft ihn in die kälteste Flut

Ich sehe seinen grausamen Blick –
Du kannst mit ihm sprechen, du darfst ihn fragen
Musst Deinen eigenen Hass begraben
Denn töten sollst du nicht.

Regina Kielpinski-Margenfeld

Noch sehe ich die Sterne und unseren guten alten Mond am Firmament in unserem Land. Seit einiger Zeit ziehen ständig dunkle, rauchgeschwärzte Wolkenschwaden aus östlicher Richtung an meinem Haus vorüber, wie meine Sorgen um den Frieden dieser Welt.
Ängste malen dort oben eine schreckliche Botschaft ins Weltenlicht!
Es brennt!
Wieder Krieg? Ihr Unbelehrbaren! Ihr Wahnsinnigen! Wie viele Menschenleben opfert ihr noch den Machthungrigen?! Verbrannte, zerrissene Leiber – Wunden heilen irgendwann – ja. Doch die Verletzungen vieler Seelen, nein, sie heilt kein Hospital, man kann sie nicht wegträumen.
Unentwegt verscharrt der Kriegstotengräber namenlose Söhne. 
Rundherum nur noch Feinde? Kein Ausweg? Aber Kampf bis zum letzten Mann? Und zugeklappt das Buch der guten, heilsamen Worte?
Verdammt sei der Mensch, der Ängste schürt in seinem Herd! – Sie flammen lässt und die Lohe in des Nachbarn Scheune trägt. Indes er in seinem eigenen Haus schon ungesehen Glut verstreute, noch ehe er sein Süpplein aß. 

Doch sage, was du denkst, und tue, was du musst:
Brücken bauen! Brände löschen! –
Schau nicht weg, wenn du die Anzeichen eines Krieges siehst.
Bezähme die Wut, meide den Hass, befrei dich von Ängsten.

Regina

Rot sind die Spuren
Des Blutes im Schnee
Menschenbrüder sterben
Durch wessen Idee?

Rot sind die Spuren
Versickern im Dreck
Der Mächtigen Profite
Ein hirnloses Projekt.

Rot sind die Spuren
Das Herz tut mir weh
Befehl ist erfüllt
Menschlichkeit adé.

Antwort auf: Maryna Lukianchenko

Ich habe Ihren interessanten Brief gelesen und werde Ihnen, unbekannter Weise, schreiben. Ich heiße Regina und könnte Ihre Großmutter sein. Vielleicht mögen Sie sich trotzdem gerne mit mir unterhalten, um auf diese Art und Weise Menschen aus Ihrem Zufluchtsland kennenzulernen. 
Afghanistan ist für mich sehr weit weg.  Kürzlich sah ich mir eine Dokumentation über Herat an, wie es heute ist. So kann ich ein bisschen besser verstehen, wie sehr Ihr Herz an dieser lebendigen und vielseitigen Stadt hängt. Oft schätzt man Alltägliches erst, wenn man es bereits verloren hat. Die Kultur in Ihrem Heimatland ist, so scheint es mir, eine völlig andere und wirkt auf mich, in sehr vielen Dingen, ungewöhnlich und sehr fremd. 
Es tauchen für mich viele Fragen auf:  Wie schwierig ist es für Sie unsere Kultur zu akzeptieren, die sich so ganz anders als in Ihrem Land über die Jahrhunderte entwickelt hat?
In Herat sah ich teilweise schwarz verschleierte Frauen und ich hörte, Frauen sind nicht gleichberechtigt. Sie dürfen zum Beispiel nicht an Universitäten studieren usw. Sie kommen mir vor wie Sklavinnen der Männer. Auf den Straßen von Herat sah ich auch fast nur Männer. Sicher war das für Sie normal. Ich würde es verstehen, dass vor allem Frauen Ihr Land verlassen, um der Unterdrückung ihrer Männer zu entkommen. 
Natürlich gibt es auch für Männer triftige Gründe die Heimat zu verlassen. Dann, wenn ihr Leben bedroht ist. Man sollte sein Leben nicht an den Tod verschenken. Noch sollte man zum Werkzeug des Todes werden. 
Gott schütze Sie!

Regina K-M

Antwort auf: Ataye Zabihullah