Jutta Schmidt

Über mich:

Als Jutta Kersten geboren, heiratete ich 1979 mit 19 Jahren meinen Mann Krimhold Schmidt.
1982 bekam ich unseren Sohn Felix und 1983 unsere Tochter Fränze. Die Kinder wuchsen wie Zwillinge auf und stehen sich heute noch sehr nahe.
Nach meinem Lehramtsstudium in der Hansestadt Rostock arbeitete ich zunächst in unserem heutigen Wohnort Abtshagen. Die Liebe zur Natur konnte ich in den Fachrichtungen Biologie und Chemie vertiefen, und noch heute kommen mir diese Kenntnisse beim Gärtnern und der Anwendung der Naturheilkunde stets zu Gute. Die Arbeit nach der Wende war zwar sehr herausfordernd, aber der Umgang mit der Oberstufe des Gymnasiums Grimmen machte es mir möglich, mit jungen Leuten auch über Politik und Alltagsprobleme ins Gespräch zu kommen.
Ich wünsche mir nicht nur für meine Familie ein gesundes und friedliches Leben, sondern vor allem für die Jugend, denn Kinder sind doch unsere Zukunft.

Briefwechsel:

Jutta Schmidt – Fatema Joumaa

Originaltexte

Klirrend kalte Wintertage
Eisblumen schmücken die Fensterscheiben
Zapfenverzierte Schuppendächer
Glitzernder Schnee verzaubert das Land
Ruhe und Frieden

Schneemänner bewachen Iglus
Bratapfelduft im ganzen Haus
Basteln mancher Heimlichkeiten
Kugeln schmücken den Weihnachtsbaum
Glückliche Weihnachtszeit 

Geheimnisvolle Raunächte
Geschichten aus dem Märchenbuch vom Vater gelesen
Rodeln in den Hellbergen
Silvesterknaller berauschen das Dorf
Erwartungsvoller Jahresstart

Verrückte Faschingstage
Kostüme von der Mutter genäht
Lobreiche Worte zum Halbjahreszeugnis
Zugefrorener Teich
Winterferien Zeit zum Spielen mit Nachbarskindern

Kitzelnde Sonnenstrahlen
Weidenkätzchen locken summende Bienen
Schneeglöckchenweiß bedeckt den Pfarrgarten
Zartviolette Blütentrichter streben zum Licht
Erste Frühlingstage

Lang ersehnte Osterhoffnung
Bunte Eier an den Zweigen
Gefühl der Auferstehung nicht nur im Kirchenschiff
Vogelstimmen in Parks und Gärten
Osterwasser vom Bach geholt

Butterblumengelbe Wiesen
Kuckuckrufe erfüllen die Luft
Einen Gänseblümchenkranz gebunden
Kraniche sind zurück
Kniestrümpfe jetzt angesagt

Betörender Frühlingsduft
Geschmückter Maibaum auf dem Dorfplatz
Geputzte Fahrräder rollen durchs Land
Hühner gackern im Freien
Wärmende Sonnenstrahlen heben das Gemüt

Heranrückende Sommerferien
Schon mal hitzefrei
Schwimmenlernen im Dorfteich
Beim Heuaufladen dem Onkel geholfen
Johannisfeuer in der Nacht

Sommerglut lässt die Früchte reifen
Der Zug bringt uns nach Ueckermünde
Neue Freundschaften im Ferienlager
Ostseewellen locken schäumend
Vanille – und Schokoladeneis

Kartoffelnsammeln auf den Feldern
Stockbrotgrillen am Lagerfeuer
Selbstgebaute Drachen fliegen lassen
Äpfelpflücken für den Kuchen
Bunte Blätter fallen

Graue Nebelschwaden wabern
Sturmzerzauste Regenschirme
Mit Gummistiefeln in Pfützen springen
Erste NachtfrösteDas Jahr neigt sich dem Ende

Deutsch als Fremdsprache
ist ein Schlüssel zur Freiheit
hoffentlich dein Glück

Jutta Schmidt

Liebe Fatema, 

dafür, dass ich mich für Dich als Briefpartnerin entschieden habe, gibt es mehrere Gründe!
Gerade Dein Schicksal macht mich besonders betroffen, weil … auch meine liebe Schwiegermutter infolge des Zweiten Weltkrieges ihre Heimat Hinterpommern verlassen musste und als Neunjährige eine Odyssee auf der Flucht erlebte. Die Gräueltaten der Nazis hatten zur Folge, dass sie mit einem Teil ihrer Familie nur mit einem klapprigen Pferdegespann in eine völlig unbekannte Gegend ziehen musste. 
Sie sind manchem Kugelhagel entkommen und gelangten schließlich, halb verhungert und verlaust, im heutigen Vorpommern an. Keiner wollte sie hier haben. Gab es doch kaum Wohnraum und ausreichend zu essen. Zusammengepfercht im Auffanglager und später mit viel zu vielen Menschen im verlassenen Gutshaus, baute sich ihre Familie schließlich nach Jahren ein neues Leben mit eigenem Häuschen auf. Als ehemalige Bauern kannten ihre Eltern und Großeltern ja die schwere Arbeit.
Sicher hast Du mit Deinen Lieben eifrig überlegt, wohin Du immigrierst. Meine Familie hatte diese Chance nicht. Ich kann nur hoffen, dass Euch unsere schöne Hansestadt Stralsund deutlich willkommener hieß!
Ein weiterer Grund, dass ich gerade Dir schreibe ist, dass auch ich als Biologie- und Chemielehrerin arbeitete. Genau über diese wunderbare Aufgabe möchte ich mich mit Dir austauschen. 
Wie Du, schreibe ich inzwischen auch sehr gerne und trage mich ebenfalls mit dem Gedanken, eine längere Geschichte zu verfassen. Einen Roman, so wie Du ihn fast fertig gestellt hast, kriege ich sicher noch nicht zustande. Es tut mir mehr als weh, zu lesen, zu welcher absurden Handlung du gezwungen warst. Einen fast unwiederbringlichen Schatz wie Bücher verbrennen zu müssen, ist in der heutigen Zeit nahezu unvorstellbar. Wenn Du etwas zur Ruhe kommst, wirst Du Dein Vorhaben, einen Roman zu veröffentlichen, ganz sicher noch einmal realisieren!?
Wie Du, bin auch ich verheiratet und habe Kinder. Mein Sohn Felix ist einundvierzig und die Tochter Fränze vierzig Jahre alt. Beide sind verheiratet und es gibt bald das fünfte Enkelkind. Mein Schwiegervater verstarb vor einigen Jahren und meine Eltern werden in diesem Jahr neunzig. Ich habe also viel mit der Betreuung meiner Lieben zu tun.
Als Rentnerin teile ich mir die Zeit so ein, dass ich selber auch noch meinen Hobbys nachgehen kann. Ich versuche mich auch im Malen, Englischlernen und Gitarrespielen. Der Garten und das Kochen benötigen natürlich ebenfalls immer Zeit.
Schon als Kind habe ich mich für frühere Kulturen interessiert. Das Pergamonmuseum in Berlin mit seiner Prachtstraße von Babylon hat mich damals besonders fasziniert. In den neunziger Jahren reiste ich dann mit Mann und Kindern nach Ägypten, Rom und in die Türkei
Und stets waren es die Bauten der antiken Meister, die uns in Staunen und Ehrfurcht versetzten. Dass Palmyra durch den IS so zerbombt wurde, haben wir erst aus den Medien erfahren. Diesen unvorstellbaren Wahnsinn können und wollen wir nicht begreifen!
Sicher träumst auch Du davon, dass dieses Weltkulturerbe wieder rekonstruiert wird und Ihr diese besondere Kunst erneut erleben könnt!
Zu Deinen Kindern und Deinem Ehemann habe ich natürlich auch ganz viele Fragen.
Konntest Du schon einiges in der Umgebung von Stralsund erkunden?
Die Natur ist eine einzigartige Kraftquelle. Ich denke, das siehst Du genauso!
Vielleicht lernen wir uns ja sogar persönlich kennen und werden eines Tages durch meine schöne, abwechslungsreiche Heimat spazieren, was mich sehr freuen würde.
Ich wünsche Dir und Deinen Lieben eine gute Zeit mit großer Hoffnung und vielen positiven Erlebnissen.

Liebe Grüße
Jutta Schmidt

Antwort auf: Fatema Joumaa