Über mich:
Mein Name ist Maryna Lukianchenko. Ich wurde am 8. März 1980 in der Stadt Cherson, Ukraine, geboren. Von Beruf bin ich Psychologin und arbeitete 18 Jahre lang als Psychologin im Arbeitsamt der Stadt Cherson.
Im September 2022 bin ich in Deutschland angekommen. Jetzt lebe ich in Stralsund. Ich spreche Ukrainisch und Russisch und lerne Deutsch.
Ich habe ein unwiderstehliches Verlangen zu leben… In Frieden und Liebe zu leben, in gegenseitigem Verständnis und gegenseitigem Respekt zu leben. Wo auch immer ich bin, egal mit welchen Schwierigkeiten ich konfrontiert werde, ich möchte ein Mensch mit einem großen Buchstaben bleiben.
Liebe Leserinnen und Leser, ich freue mich über Rückmeldungen zu den Texten meiner Kreativgruppe und meinen Texten.
Briefwechsel:
Maryna Lukianchenko – Regina Kielpinski-Margenfeld
Maryna Lukianchenko – Petra Steuer
Originaltexte
Про нас без фильтров…
Чемоданы – 3 штуки, я, дочь моя, сын (без кошки).
Провожают родные, не скрывая слезу на дорожку.
Путь нашли, едем четверо суток, прощаясь С домом, близкими, небом, солнцем украинским.
Почти год пролетел, память чистится новыми рифмами. Фильм идёт… Я не вижу конца с длинными титрами.
Знаю: имена и фамилии побегут лентой в рамках, И на клеточном уровне нам придется бороть войны страх.
Здесь уютно, тихо, спокойно (должно быть) и радостно. Наслаждаюсь, учусь и общаюсь. Грущу только я во снах. На звонок, когда мама звонит (не покинула дом, не смогла), Отвечаю и ночью и днём.
„Как вы там? Как сегодня спала?“
„Вой сирен и ракетные гулы всю ночь,
О каком сне говоришь ты, любимая дочь?“
Школу, садик, больницу и храм… Жизни… Убил враг.
Херсон – город на карте – мир узнал. Но как?!
За приют и поддержку Германии благодарны безмерно!
Беспокойства и страхи покинут, уйдут постепенно.
Адекватно общаться, учиться, работь стараемся, Извините, не сразу у нас это тут получается.
На линии времени.
5.30 утра. Подъём. Завтрак детям. Ценные указания им на день. Потому что закрутит день делами, забуду, что роль матери вшита в моё существо. Привычным движениями варю кофе в джезге. Пенка ароматно поднялась 2 раза. 2 капли холодной воды и готово. Божественный напиток. 5 минут релакс и понеслось…
40 мин пешком по любимому городу в темпе велосипеда, едва ли обгонит какой-то пешеход, только автомобили. Наушники в ушах, любимая музыка или аудиокнига по рабочей теме или предстоящей лекции. Я психолог. Работаю уже 18ый год в городском центре занятости. О боги, 18 тый! А сколько ж мне лет?
8.00. Любимый и настолько же опостылевший кабинет в подвале. Компьютер, папки с тестами, которые ещё нужно посчитать и написать рекомендации школьникам. Какая сфера профессиональной деятельности им подходит? Не всегда это они хотят знать, больше их родители. Первые клиенты. Злые и не очень. Растеряные и уверенные. Разные. Кто-то пришел, потому что, действительно ищет работу, кто-то, за денежным пособием, кто-то за добрым словом.
9. 00. Каждодневный семинар. Зал для работы с группой до 20 человек в том же подвале с табличкой : „Психологический тренинг“.
Безработные шарахаются слова “ Психолог“ . Мы, что больные, зачем нам психолог? Зато после семинара или тренинга, где мы учимся писать резюме, проходить успешно собеседование, прокачивать уверенность в себе, выходят и благодарят от души. Люблю свою работу….
Госпожа Лукьянченко?
Открываю глаза. Я что уснула? Точно. Профонсультант ждёт вас, говорит переводчик, украинка из Львова, которая прекра но говорит на немецком и работает в джоб центре города Штральзунд.
Что вы умеете? Какое образование? Вопросы профконсультанта забрасывают меня в прошлое, только я теперь мой клиент. 18 лет. А сколько же мне сейчас?
Я НИ В ЧЁМ НЕ НУЖДАЮСЬ.
Камуфляжная куртка, шапка, перчатки,
В три круга завернута шея в платок,
Рюкзак на спине, неподъёмный, в заплатках.
Рваный, в ботинке, возможно, носок.
Нос, посиневший, иссохшая кожа,
Взгляд из-под лба, подбородок вперёд,
Руки слегка шевелятся от дрожи,
Ноги не знают, куда он идёт.
Непроизвольно глазами цепляясь,
Прохожий быстрее делает шаг,
От мыслей навязчивых не избавляясь,
В мозгу размножает искусственный шлак.
Откуда в лучах пекучего солнца,
В плюс двадцать с хвостом взялся мерзнущий бомж?
Откуда он вылез, из какого колодца?
Прошёл… И забыть бы… Но вспомнился нож.
Прохожий вернулся… Ещё сомневаясь…
Но выдержал взгляд обесточенных глаз.
Взгляд говорил: “ Я ни в чём не нуждаюсь!“
Уже не „прохожий“ принял отказ.
Молча прошли километров пятнадцать,
Без слов на бордюр умостились вдвоём.
Из рюкзака, повыкидывав снасти,
Консервы открыл „молчаливый“ ножом.
Поели, попили. Молчали комфортно.
Уставились в небо, прищурив глаза.
Может служил он военным пилотом,
Там, где вчера и сегодня война?
Может сидел он полгода в окопе,
Может друзей хоронили каждый день,
Может контужен? Как давно он в Европе?
Сколько за жизнь свою видел смертей?
Сидели до вечера. Тускло смеркалось.
Не „прохожий“ без слов поставил вопрос.
„По прежнему я ни в чём не нуждаюсь,
Награда мне жизнь, и она невсерьёз“
Warum
Warum antwortet ihr,
wenn ich gar nicht frage?
Alle geben mir Tipps.
Lasst mich alleine!
Der Planet dreht sich schneller,
die Welt schaut darauf.
Sandburgen fallen,
und ich falle auch.
Meine Träume waren früher
sehr klar und schön bunt.
Jetzt weine ich oft…
Die Gedanken fliegen durch die Luft.
Übersetzungen
Über uns ohne Filter…
Drei Koffer, meine Tochter, mein Sohn (ohne Katze).
Die Verwandten begleiten uns, ohne ihre Tränen zu verbergen.
Wir haben den Weg gefunden, fahren vier Tage und nehmen Abschied vom Haus, von den Lieben, vom ukrainischen Himmel und der Sonne.
Fast ein Jahr ist vergangen, die Erinnerung wird überschrieben mit neuen Reimen.
Der Film läuft … Im Abspann Vor- und Nachnamen, Todesanzeigen ohne Ende.
Jede unserer Zellen im Krieg gegen die Angst.
Hier ist es gemütlich, ruhig, friedlich (sollte es sein) und fröhlich. Ich genieße es, lerne und kommuniziere. Nur in den Träumen bin ich traurig.
Wenn meine Mutter anruft (sie hat das Haus nicht verlassen, sie konnte nicht), antworte ich Tag und Nacht.
„Wie geht es euch? Wie hast du heute geschlafen?“
„Das Geheul der Sirenen und das Dröhnen der Raketen die ganze Nacht, von welchem Traum sprichst du, geliebte Tochter?“
Schule, Kindergarten, Krankenhaus und Kirche … Das Leben … Vom Feind zerstört.
Cherson – eine Stadt auf der Karte – die Welt hat es erfahren. Aber wie?!
Wir sind unendlich dankbar für das Asyl und die Unterstützung Deutschlands!
Die Sorgen und Ängste werden allmählich verschwinden.
Wir versuchen, uns auf Deutsch verständlich zu machen, zu lernen, hart zu arbeiten,
Verzeihung, aber das gelingt nicht sofort.
Auf der Zeitleiste.
5.30 Uhr. Aufstehen. Frühstück für die Kinder. Nützliche Hinweise für ihren Tag. Da mein Tag mich in Beschlag nehmen wird, werde ich vergessen, dass die Mutterrolle meinem Wesen eingeschrieben ist. Mit gewohnten Bewegungen koche ich Kaffee in der Cecve (Stielkocher). Zweimal aromatisch aufschäumen. Zwei Tropfen kaltes Wasser und fertig. Göttliches Getränk. Fünf Minuten Entspannung und los geht’s …
Vierzig Minuten zu Fuß durch meine geliebte Stadt, im Fahrradtempo, kaum von Fußgängern überholt, höchstens von Autos. Kopfhörer in den Ohren, entweder meine Lieblingsmusik oder ein Hörbuch zu einem Arbeitsthema oder einer bevorstehenden Vorlesung. Ich bin Psychologin. Ich arbeite schon das 18. Jahr im städtischen Arbeitsamt. Oh Gott, das 18. Jahr! Wie alt bin ich denn?
8.00. Mein geliebtes und gleichzeitig veraltetes Büro im Keller. Ein Computer, Ordner mit Tests, die noch ausgewertet werden müssen, und Empfehlungen für Schüler, die noch geschrieben werden müssen. Welches Berufsfeld passt zu ihnen? Nicht immer möchten sie das wissen, es sind vielmehr ihre Eltern, die es wissen wollen. Erste Kunden. Einige wütend, andere nicht so sehr. Verwirrte und Selbstsichere. Verschiedene Menschen. Jemand kam, weil er wirklich auf der Suche nach einem Job war, jemand kam wegen einer Geldleistung, jemand kam wegen eines freundlichen Wortes.
9.00 Uhr: Das tägliche Seminar. Ein Raum für Gruppenarbeit mit bis zu 20 Personen im selben Keller mit dem Schild „Psychologisches Training“.
Arbeitslose scheuen das Wort „Psychologe“. Sind wir etwa krank, warum brauchen wir einen Psychologen?
Aber nach einem Seminar oder einem Training, bei dem sie lernen, einen Lebenslauf zu schreiben, ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch zu bestehen und ihr Selbstvertrauen zu stärken, kommen sie heraus und bedanken sich von Herzen.
Ich liebe meine Arbeit …
„Frau Lukianschenko?“
Ich öffne meine Augen. Bin ich eingeschlafen? Genau.
„Der Berufsberater erwartet Sie“, sagt die Übersetzerin, eine Ukrainerin aus Lemberg, die perfekt Deutsch spricht und im Jobcenter Stralsund arbeitet.“Was können Sie? Welche Ausbildung haben Sie?“ Die Fragen des Berufsberaters versetzen mich in die Vergangenheit, nur bin ich jetzt meine eigene Kundin. 18 Jahre. Wie alt bin ich jetzt?
Ich brauche nichts.
Tarnjacke, Handschuhe, Mütze,
ein Tuch dreimal um den Hals geschlungen,
den Rucksack auf dem Rücken, schwer und geflickt,
die Socke im Stiefel womöglich zerrissen.
Die Nase blau angelaufen, die Haut verwelkt,
Blick von unten, das Kinn nach vorn.
Ein leichtes Zittern in den Händen.
Die Füße wissen nicht, wohin.
Unwillkürlich begegnen sich Blicke.
Der Vorübergehender beschleunigt seinen Schritt,
nicht loswerdend die hartnäckigen Gedanken,
die sich in seinem Kopf aufschichten als künstliche Schlacke.
Woher in der sengenden Sonne bei plus zwanzig Grad
kommt der frierende Obdachlose?
Woher tauchte er auf, aus welchem Brunnen?
Er ging vorbei… Besser, nicht mehr daran zu denken… Aber er erinnerte sich an das Messer.
Der Passant kehrte um … Noch zweifelnd …
Aber er hielt dem Blick der leeren Augen stand.
Der Blick sagte: „Ich brauche nichts!“
Bereits kein „Passant“ mehr, akzeptierte er das Nein.
Schweigend gingen sie gute fünfzehn Kilometer,
ohne Worte setzten sie sich beide auf den Bordstein.
Aus dem ausgeschütteten Rucksack zog der „Schweigsame“
das Messer und öffnete das Konservenglas.
Sie aßen und tranken. Wohltuend schwiegen sie.
Sie starrten in den Himmel und blinzelten.
Vielleicht war er ein Kampfpilot,
dort, wo gestern und heute Krieg ist?
Vielleicht saß er ein halbes Jahr im Schützengraben,
vielleicht begrub er Freunde jeden Tag,
vielleicht ist er noch unter Schock? Wie lange ist er in Europa?
Wie viele Tote sah er schon in seinem Leben?
Sie saßen bis zum Abend. Es dämmerte.
Der „Nicht-Passant“ stellte stumm eine Frage.
„Ich brauche noch immer nichts,
das Leben ist mir Belohnung genug und es ist nicht ernst gemeint.“
Maryna