Vera Rusch

Über mich:

Geboren 1947 auf der Insel Rügen, lebte ich einige Jahre in Stralsund. Dort erlernte ich in der Druckerei den Beruf des Schriftsetzers. Nach Heirat und Gründung einer Familie verbrachte ich viele Jahre in Thüringen. Dort arbeitete ich dann in einer Bibliothek und wurde im Rahmen der Erwachsenen- qualifizierung zum Bibliotheksfacharbeiter ausgebildet. Da ich die Leitung einer Fachbibliothek übernehmen sollte, absolvierte ich ein viereinhalbjähriges Fernstudium zur Bibliothekarin (FH).
Mit Beginn meines Rentenalters zog ich in meine Heimat auf Rügen zurück. In zwei Auflagen gab ich das Sagenbuch meines Großonkels neu heraus. Ich beschäftige mich mit der Geschichte der Insel Rügen und setzte meine Recherchen in Publikationen und Vorträge um. 
Ich wünsche mir, dass Frieden herrscht und alle miteinander in Einklang leben.

Briefwechsel:

Vera Rusch – Mofida Ankir
Vera Rusch – Ataye Zabihullah

Originaltexte

Liebe Mofida,

so wie es Huda in der Geschichte „Die Frau der kleinen Träume“ erging, wird es vielen Frauen aus Syrien passiert sein. Die Geschichte hat mich sehr bewegt.

Ich bewundere Hudas Kraft und Zuversicht, die ihr ermöglicht haben, den Weg in ein neues Leben zu gehen. Die Zustände in dem politischen System und die familiäre Situation waren für sie entscheidend, ihr Land zu verlassen. Ich habe Achtung davor, wie sie die Strapazen der Flucht mit ihren Kindern ertragen hat. Ich wünsche Huda ein glückliches Leben in der neuen Heimat.

Einblicke in das Leben und das Wissen um die Traditionen der Syrer bekam ich u.a. durch das Buch von Rafik Schami: „Die dunkle Seite der Liebe“. Auch die Erzählungen von Dima Wannous aus ihrem Buch „Dunkle Wolken über Damaskus“ haben mich sehr berührt.
Ich bedauere, dass das kulturelle Erbe historischer Kulturgüter in Aleppo und Palmyra zum Teil zerstört wurde.  
Das Regime in Syrien bekam u.a. Ende der 1960er Jahre aus der Sowjetunion und der DDR Verbündete. Ich erinnere mich an syrische Studenten, die an der Ingenieurschule für Veterinärmedizin immatrikuliert waren. In die Seminargruppe integriert, nahmen sie an allen studentischen Feiern teil. Sie erzählten Interessantes aus ihrer Heimat. In der Bibliothek mussten sie viele meiner neugierigen Fragen zu landestypischen Gepflogenheiten beantworten, Fragen nach dem Leben der Frauen, der Familien dort, Fragen zu orientalischen Speisen und vieles mehr.

Nun zu Träumen, die alle Menschen haben. Sie gehören zu meinem Leben. Wie Huda ihre kleinen Träume Wahrheit werden ließ, so habe auch ich versucht, meinen Traum zu erfüllen. Nach sieben Jahre Ehe wurde ich geschieden und war mit zwei Kindern alleine. In der ehemaligen DDR war es kein Problem alleinerziehend zu sein. Mein Beruf ermöglichte eine geregelte Arbeitszeit, die Kinder waren in der Schule. Nach einem viereinhalbjährigen Fernstudium leitete ich eine Fachschulbibliothek. Ich bekam noch einen Sohn, aber keine Familie. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands begannen die Sorgen. Arbeitslos mit Kleinkind, keine finanziellen Rücklagen, ein Kind im Studium, ein Kind in der Lehre. Wie weiter?
Ich schrieb viele Bewerbungen und hatte Glück. Nicht weit von meinem Wohnort bekam ich Arbeit und konnte eine Fachbibliothek einrichten und leiten. Flexibilität und Durchhaltevermögen waren gefragt. 
Meine Kinder, auch der Jüngste, haben studiert und Arbeit gefunden. Mittlerweile gehören zu meiner Familie sieben Enkel und zwei Urenkel.

Und auch mein größter Traum ging in Erfüllung. Seit der Rente lebe ich wieder in meiner Heimat und genieße die Ostsee und die Natur. Ich beschäftige mich mit der Geschichte der Halbinsel Mönchgut, recherchiere, schreibe und halte Vorträge.

Manchmal werden Träume war.

Liebe Grüße
Vera

Antwort auf: Mofida Ankir | Die Frau der kleinen Träume

Liebe Mofida,
schwermütig und melancholisch klingen die Worte in Ihrem Gedicht „Sehnsucht“.  Vom Verlust Ihres früheren Lebens in Ihrer Heimat, das Sie zurücklassen mussten. „Die Erinnerungen altern nicht.“  Sie bleiben in Ihrem Herzen verwurzelt.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie zu einer Fröhlichkeit und Zufriedenheit finden und Erfolg mit Ihrem Roman haben.
Meine Sehnsucht habe ich viele Jahre in meinem Herzen getragen. Bestimmend war der Wunsch, in meine Heimat auf die Insel Rügen zurückzukehren. Erst mit 66 Jahren sollte sich meine Sehnsucht erfüllen.
Ich bin wieder hier: die strahlenden Sonnenaufgänge über der Ostsee oder die rotgoldenen Sonnenuntergänge. Die Weite der See, ihr Wellenschlag. Manchmal vom Sturm gepeitscht donnern hohe Wellen an den Strand.
Ich bin wieder zu Hause und genieße mein Leben mit allen Sinnen.

Liebe Grüße
Vera

Antwort auf Mofida Ankir | Sehnsucht

Guten Tag Herr Zabihullah, 
das Gedicht über Ihre Provinzhauptstadt Herat hat mich sehr berührt. Aus dem Herzen heraus fanden Sie schöne Worte, die Ihre Liebe zur Heimat wiederspiegeln. Beim Lesen kann ich mir die Stadt, umgeben von der Natur, und das Leben ihrer Bewohner gut vorstellen.
Schon immer interessierte ich mich für Persien, das alte Reich zu Zeiten der Eroberung durch Alexander den Großen. Er baute diese Stadt zu einem militärischen Stützpunkt mit einer Zitadelle aus, der Alexandria heißen sollte, aber Aria hieß und später jetzt Herat genannt wird. Auch Marco Polo zog durch das Land und berichtete von seinen Reisen. Außer diesen habe ich im Laufe der Jahre noch andere Bücher gelesen und mich mit der Kultur Ihres Landes beschäftigt.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich Ihr Land zu einem Zentrum der Kunst, Kultur und Literatur.
Im Innern war es mein Traum zu reisen und Ihren Kulturkreis kennenzulernen. In der ehemaligen DDR, einem Teil von Deutschland bis 1989, war so eine Reise in die Vergangenheit nicht möglich. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands war durch die politische Situation in Ihrem Land keine Möglichkeit, Ihre Heimat zu besuchen. Viele Kulturschätze wurden zerstört, geplündert. Es freut mich aber, dass das kulturelle Erbe auf der Liste des UNESCO Welterbes steht. Das anzusehen wird wohl ein Traum bleiben.

Mit freundlichen Grüßen
Vera

Antwort auf: Ataye Zabihullah | Herat

Guten Tag Herr Zabihullah,
Ihr Brief erreichte mich und ich las ihn mit großem Interesse und ehrlichem Bedauern. Besonders schmerzlich empfand ich die politische Entwicklung, die solches Ausmaß annahm, dass Sie als Bewohner von Herat gezwungen waren, Ihr Land zu verlassen. Das bekannte Leben zurückzulassen. Es zeugt von Mut und Entschlossenheit, sich in Deutschland eine neue Existenz aufzubauen. Das macht sehr betroffen und ist für mich unvorstellbar.

Seit der Machtübernahme der Taliban 2021 kam es ja zu einem Anstieg der Armut, militärischer Auseinandersetzungen, Tötungen. Diese Entwicklung haben Sie in Ihrem Brief beschrieben. 
Von dem Nothilfeprojekt habe ich erfahren und finde es großartig, dass Sie dabei helfen konnten.
Zwischen deutschen Firmen und afghanischen Herrschern bestanden seit 1898 Kontakte. Diplomatische Beziehungen nachweislich seit 1922.
Dr. Carl Gustav von Platen von der Insel Rügen hielt sich zu Forschungsreisen im Hindukusch-Gebiet auf und war königlich afghanischer General. Auf Grund ernsthafter Differenzen mit der afghanischen Regierung legte er 1927 alle Ämter nieder und kehrte über Ägypten nach Deutschland zurück.

Ein ISAF-Soldat aus Deutschland berichtete in seinem Tagebuch über den letzten Einsatz in Kabul. Das Buch ist veröffentlicht und ich habe es gelesen. Die dort beschriebenen Eindrücke führten zu meinem Verständnis, dass Sie und viele Ihrer Landsleute ihr Heimatland verlassen. Es ist keine einfache Entscheidung und ein mühevoller Weg, in ein fernes unbekanntes Land zu flüchten. Einige Ihrer Landsleute werden es wohl schwer haben, sich mit ihrer Mentalität in der Fremde zurechtzufinden.

Ich habe große Achtung vor Ihrer Entscheidung, hier in Deutschland, in Stralsund, ein neues Leben zu beginnen. Sie lernen die Sprache und ich wünsche Ihnen Erfolg bei der Suche nach einem Beruf, der Ihnen Freude macht.
Stralsund ist auch eine Stadt voller Kultur und Historie, die man für sich entdecken kann. In Ihrem Herzen werden Sie Herat und Erinnerungen an das Leben in Ihrer Heimat immer bewahren.

Ein kleiner Nachtrag, der mein Interesse an Ihrem Land zeigt.
Von Khaled Hosseini las ich u.a.  „Drachenläufer“ und habe mir den Film angesehen. 

Mit freundlichen Grüßen
Vera

Antwort auf: Ataye Zabihullah

Guten Tag Herr Zabihullah,
Sie haben mit Worten ausdrucksstark, gefühlvoll eine Kindheit gemalt. Ich spürte Ihr liebevolles familiäres Miteinander. Mit berührenden Worten drückt Ihr Text eine tiefe Herzlichkeit aus.
Ich möchte Ihnen mit drei kurzen Gedichten antworten.

Mit freundlichen Grüßen
Vera

Antwort auf: Ataye Zabihullah | Eine Kindheit

Kindheit
Eltern Fürsorge
Lachen, Spielen, Lernen
Vorbereitung auf das Leben
Erwachsen

Antwort auf: Ataye Zabihullah | Eine Kindheit

Kindheit am Anfang
wie Frühling in der Natur
entdecken im Spiel

Antwort auf: Ataye Zabihullah | Eine Kindheit

Freudlose Kindheit#
Winter Flucht aus der Heimat
Gezeichnet vom Krieg
Qualvoll und steinig der Weg
Ein Sonnenstrahl zeigt Hoffnung

Antwort auf: Ataye Zabihullah | Eine Kindheit