Petra Steuer

Über mich:

Ich bin Petra Steuer, 72 Jahre alt und Rentnerin. Früher war ich im DDR-Fernsehen als Regisseurin und Autorin. Jetzt schreibe ich Kurzgeschichten und bin auch mit Leib und Seele Kleingärtnerin. Geboren wurde ich 1951 in der DDR in Leipzig, wurde dann sozusagen über Nacht am 3. Oktober 1990 BRD-Bürgerin, wachte also in einem fremden Land auf, dessen Sprache zwar deutsch, dessen gesamtes System für mich aber Ausland war. Deshalb wanderte ich mit vorgezogenem Renteneintritt nach Ungarn aus, lebte dort ein paar Jahre lang als Selbstversorgerin und versuchte, mich selbst zu finden. Auch das Schreiben half mir dabei. Als ich mich „wiederentdeckt“ hatte, zog ich in mein Geburtsland, nach Deutschland, zurück und wählte Stralsund als neue Heimatstadt, wo ich seit 2017 lebe. 
Was ich mir wünsche? Frieden, soziale Gerechtigkeit und dass keine ideologische Kraft und keine Religion in der Lage sind, Menschen – egal welchen Geschlechts und welcher Rasse – ein selbstbestimmtes menschenwürdiges Leben und eine freie Entfaltung zu versagen.

Briefwechsel:

Petra Steuer – Fatema Joumaa
Petra Steuer – Maryna Lukianchenko
Petra Steuer – Mohammad Naim Wafai

Originaltexte

Krieg ist etwas, liebe Fatema Jumaa, was ich nicht erlebte. Und für mich unvorstellbar ist diese Zerstörung, diese Angst vor dem IS. Diese Jagd auf Menschen mit Bildung, auf Frauen und Andersgläubige. Deine Geschichte hat mich berührt und auch gefesselt. Erzählt sie doch von Deinem Mut, von Deiner Kraft. Und auch von Deinen Landsleuten, die mit Dir auf der Flucht waren.
Gut, dass Du weinen konntest und daraus den Mut und die Kraft gewonnen hast, dich zu erinnern und deine Geschichte zu schreiben. Ja, schreib sie auf. Es ist wichtig, dass die Menschen hier euer Leben verstehen und was euch hierher verschlagen hat. 
Mir gefallen dein Gedanke und das literarische Bild: „Das Gedächtnis ist ein Regal voller alter und neuer Papiere. Auf dem obersten Regal findet sich ein Papier, aus dem noch Rauch aufsteigt.“
Manchmal versteckt sich solch Papier, ein uraltes, in einem alten Schreibtisch. Und damit du etwas mehr auch über die Geschichte von Deutschland erfährst, das einst geteilt war, schreibe ich dir meine Geschichte auf. 
Deutschland schleppt viel Historie mit sich herum von Kriegen, Unrecht und Verlusten. Aber auch von Mut und Hoffnung. 
Du wünschst Dir, „dass alle Menschen in Freiheit leben und ein faires Miteinander, dass eine Alternative zum Krieg sein soll.“
Ich hoffe mit Dir und euch, dass es gelingt. Ich hoffe, dass du deinen Platz hier findest und mit dem Erlernen der deutschen Sprache auch die Hürden überwindest, ein selbstbestimmtes Leben in Deutschland zu führen. 

Gruß aus der Vergangenheit
Ute wischt sich mit dem Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht. Sie streckt den Rücken. Ihr prüfender Blick gleitet durch das Zimmer. An der Wand stehen ihre Möbel und Kisten, Taschen und Koffer aufgereiht. Ein etwas chaotisch anmutendes Bild. Bunt wie ihr Leben. Sie nimmt einen Schluck Wasser und setzt sich aufs Sofa, das nun bald seinen Weg in den Sperrmüll findet. Geschafft. 
Das also ist der Abschied? Der Abschied von der Gefahr der Sozialhilfe oder Hartz4, wie es jetzt heißt. Hinein eine kleine vorzeitige Rente mit großen Abschlägen. Aber in Freiheit und finanzielle Unabhängigkeit! Und auch Abschied von dem ihr sehr fremden Deutschland. Weg von gesellschaftlichen Zwängen und großstädtischer Hektik. Weg von Lärm, Gestank, künstlicher Lichterflut und dem technischen Rhythmus der Großstadt. Der Aufbruch in ein Abenteuer.  Sie will ihr Leben in der Natur. Sie schließt die Augen und sieht die milde Landschaft vor sich. Den sanften Hügel des Weinberges, dessen Kuppe der mächtige dreihundertjährige Maronenbaum krönt. Und fast im Tal steht ihr kleines spitzmütziges Weinberghaus. Daneben der Obstgarten. Noch ist er überwuchert von dornigen wilden Pflaumenbäumen. Viel Arbeit erwartet sie. Den Weg zum Haus säumen Robinienbäume. Deren weiße Blütentrauben hüllen im Frühjahr das Tal in einen betörenden Duft. Sie meint, das Summen von Tausenden Bienen zu hören. Der alte Kurbelbrunnen wartet auf ein neues Dach. Er wird ihr das ganze Jahr über frisches Trinkwasser spenden.
Sie nimmt nicht viel mit, in ihr neues Leben. Ein Teil der Möbel wandert auf den Sperrmüll, die Rattanregale bekommt ihre Freundin. Die Bücher und Andenken, die ihr Sohn Sven ausgewählt hat, sind auf dem dunklen, schweren Schreibtisch gestapelt. Ihr bleiben zwei Koffer, der Rucksack, zwei Bücherkartons, der Sack mit dem Bettzeug und ihr Laptop. Kleines Gepäck für einen großen Schritt.
Zwei Jahre war dieses Zimmer mit Duschbad und Miniküche ihre 23-qm-Wohnbox, der letzte Unterschlupf während ihrer Selbstständigkeit in Berlin. Ein Plattenbau in Lichtenberg, vollgestopft mit Studenten, Migranten und Rentnern in dreihundert dieser Waben. Die Wohnung ist ihr jetzt schon fremd. Morgen jedoch hat sie diesen Lebensabschnitt hinter sich. Es klingelt. Dann hört sie den Schlüssel im Schloss.
»Hallo, Mutter.« 
Sven reicht ihr seine stoppelige Wange zum Kuss.
»Guten Morgen, Sven.« 
Er hat Freunde mitgebracht. 
»Hallo Jungs. Wollt ihr einen Kaffee? Ich habe ein paar Schrippen geschmiert. Ihr habt bestimmt noch nicht gefrühstückt.«
Während sich die beiden Freunde in die Miniküche drängeln, gehen Mutter und Sohn ins Zimmer. Er blickt sich nachdenklich um. Sie werden hier nie mehr zusammen kochen oder miteinander reden. Sie wird einfach weg sein. 900 Kilometer weit weg in einer anderen Welt. Ganz verstehen konnte er es nicht. Seit vier Jahren redet sie davon, denkt er, sie ist immer wieder umgezogen in eine kleinere Wohnung, hat ihr altes Leben Stück um Stück losgelassen, aussortiert und immer weiter reduziert. Wofür, fragt er sich. Das ist nun der Rest eines ehemals gutbürgerlichen Haushaltes mit schweren Bücherschränken, Vitrinen voller Porzellan und gemusterten Teppichen auf hellem Parkettboden. Die meisten der Gegenstände waren als Erbstücke einer Tante ihres Mannes in den Haushalt gelangt. Und mit den Möbeln hielten auch die fremden Gedanken und die Pflicht zur Dankbarkeit Einzug in ihr Leben. 
»Sie verstopfen die Wohnung und erdrückten mein eigenes Denken und Fühlen«, hat sie ihm einmal gesagt. Sie war eine Fremde zwischen dem dunklen putzsüchtigen Historismus. Die Leichtigkeit und Kreativität flohen aus ihrem Heim. Und am Ende sie selbst.
Sven blickt aus dem Fenster. Und er schluckt. Doch er mag jetzt der Mutter die Aufbruchsstimmung nicht verderben. Inzwischen hat sein Freund ihm einen Topf Kaffee und ein Wurstbrötchen in die Hand gedrückt. Sven beißt herzhaft zu.
Sie schweigen. Aus der Nachbarwohnung dröhnt der Fernseher des schwerhörigen Rentners, von oben schallen Schritte und vom Gang dringt Kinderlachen zu ihnen. 
»Das ist die kleine Vietnamesin, sie wohnt mit zwei Kindern und ihrem Mann ganz hinten. Sie haben einen Imbissladen neben dem Einkaufszentrum. Zu viert in so einer Wohnung. Unvorstellbar!«, sie lauscht den sich entfernenden vietnamesischen Kinderstimmen nach. 
»Du hast das ja gut vorbereitet, der Transport ist überschaubar. Das ist bis zum Nachmittag zu schaffen,« meinen die Jungs anerkennend. 
»Morgen und übermorgen malern. Und tschüss.«
»Sag mal, Mutter, was ist mit dem alten Schreibtisch von Opa?«, fragt Sven »Den hätte ich gern.« Ute lächelt ihrem Sohn zu. »Fein, das freut mich.« 
Sie weiß, dass er an ihrem Entschluss schwer zu knabbern hat. Er wird nun allein klarkommen müssen und es wird ihm guttun. Und mir auch, denkt sie. Sie ist ja nicht aus der Welt. Es gibt Skype und Facebook, Telefon und Züge.
Sven schaut in die Schränke und öffnet Schubladen. 
»Alles ausgeräumt?«  
Er bückt sich, um in den dunklen Bauch des Schreibtischs zu schauen. 
«Was ist denn das da?«
Ute beugt sich zu ihm. An der Rückwand ist etwas mit braunem Klebeband festgeklebt. Ute kriecht mit dem Oberkörper in das geräumige Möbel. Wenig später hält sie einen dicken braunen Briefumschlag in der Hand. Sie dreht ihn hin und her und versucht, die verblasste Schrift zu entziffern.
Vorsichtig öffnet sie den Umschlag und leert den Inhalt auf die schwarze Tischplatte. Alte Fotos von ihr und ihrem Vater. 
»Schau mal, Mama, das ist Opa, wie er als Reporter jemanden auf den Weltfestspielen interviewt. Und hier, Opa im Arbeitskittel auf einem Betriebshof, mit einem Besen in der Hand. Ach sieht der da schmal und traurig aus.« 
Sven dreht das Foto um. Strafarbeit wegen politischen Ungehorsams 1956/57 steht auf der Rückseite.
»Was war denn damals?« 
Svens Freunde schauen die Fotos vorsichtig an. 
Und Ute berichtet: «1956 litten die Menschen in Osteuropa und der DDR noch unter den Auswirkungen des Stalinismus. Wer den Staat oder die kommunistische Partei kritisierte, landete im Gefängnis, im schlimmeren Falle in einem Straflager in Sibirien. 1956 erhoben sich in Ungarn die Menschen gegen dieses System. Sie warfen die alte Regierung raus und setzen eine andere ein. Zwei Wochen waren die an der Macht. Dann marschierten sowjetische Soldaten ein. Die Revolution wurde blutig als antikommunistisch niedergeschlagen. Tausende Menschen starben im Kampf und Hunderte wurden hingerichtet oder nach Sibirien geschickt. Viele Tausend verließen das Land Richtung Westen. Papa gehörte zu einer Gruppe von Schriftstellern und Journalisten, die sich gegen dieses Blutvergießen empörten und für den ungarischen Philosophen Georg Lukacs einsetzten. Alle Beteiligten wurden ihrer Ämter enthoben, bekamen Schreib- oder Auftrittsverbot und wurden in Strafarbeit gesteckt. «
»Heftig, « sagt einer der Jungs. «Da sind unsere Eltern ja bei der Wende gut weggekommen.«
Ja, denkt Ute und sagt: »Es gab in der DDR auch in Regierungskreisen viele, die kein Blutvergießen wollten und es war der russische Staatschef Gorbatschow, der mitgeholfen hat. Er verhinderte, dass russische Soldaten gegen die Demonstranten die Gewehre erhoben.«  
Sie wenden sich wieder den Dokumenten zu. Neugierig schauen die Jungs auf das graue Familienstammbuch. »Die sehen aber heute ganz anders aus.« Sie schlagen das alte Dokument auf und entdecken einen vergilbten Briefumschlag. Ute nimmt ihn entgegen. Während Svens Freunde bemüht sind, die handgeschriebenen Eintragungen in Sütterlin zu entziffern, dreht Ute den Umschlag tastend hin und her. Was mag er enthalten? Enthüllungen? Möchte sie es wissen? Sven beobachtet seine Mutter. 
»Warum öffnest du ihn nicht? «, fragt er. 
»Ich habe Angst, Sven.« 
An meine Tochter, August 1961 steht auf dem Umschlag. Sven gibt ihr einen freundschaftlichen Stubs. „Los!“
Mit einem flauen Gefühl im Bauch zieht sie ein kariertes Blatt heraus. Es wirkt, wie aus einem Heft gerissen. Sie entfaltet es vorsichtig und liest:
„Mein liebes Mädel, wenn du diesen Brief liest, bin ich längst tot und du erwachsen. Du hast Familie und hoffentlich ein erfolgreiches und erfülltes Leben. Ich sende dir meine Erlebnisse des vergangenen Jahres, damit du die Geschichte deiner Heimat verstehst. Wie immer sie sich entwickeln wird.
In wenigen Stunden werde ich die DDR verlassen. Verlassen müssen, um genau zu sein, weil ich sonst von der Staatssicherheit verhaftet und ins Gefängnis gesteckt werde. Du wirst dich fragen, warum. Nachdem ich, wegen meines Engagements für die ungarische Revolution, ein halbes Jahr zur Strafarbeit verurteilt wurde, folgten noch einige ähnliche „Arbeiten“. Anfang 1961 wurde der Zirkus Aeros verstaatlicht, angeblich hatte er Steuerschulden. Ich wurde als Betriebsleiter dort eingesetzt. Sozusagen zur Bewährung. Für mich als Journalist, Schriftsteller und Kabarettist ein Fiasko. Ich weiß nichts von Betriebsführung. Ich sollte einen Zirkus leiten und war für die Ökonomie verantwortlich. Die Saison war stark verregnet, die Plätze morastig oder unter Wasser. Die Zuschauer blieben aus. Und damit das Geld. Futter für die Tiere war nirgends aufzutreiben. Ich bekam die Anweisung, die Nummern auf die umliegenden Kulturhäuser aufzuteilen. Das musste schiefgehen. Löwen und Elefanten, Hochseilartistik und Pferde lassen sich nicht in ein Kulturhaus umsiedeln. Welch Wahnsinn! Die Stadt Leipzig, der nun der Zirkus gehörte, hatte selbst kein Geld, die Wirtschaft war am Boden. Jeden Tag flohen 1000 Menschen in den Westen. Durch die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft fehlte es an Lebensmitteln, Tierfutter und Streu. Alles war chaotisch. Meine Telefonate und Berichte wurden abgewiesen mit dem Hinweis, ich würde die DDR schwächen und mit meinen Berichten Sabotage betreiben. Eines Tages standen zwei Männer in meinem Bürowagen, einer von der Staatssicherheit, den kannte ich noch von 1956. Den anderen kannte ich nicht. Er murmelte einen Namen. Mein Assistent und Fahrer Egon war mit im Büro. Er war aufgestanden und neben mich getreten, er legte mir beruhigend die Hand auf den Arm. Die beiden musterten mich und beschuldigten mich der Sabotage. Sie provozierten mich. Ich sollte etwas unterschreiben. Egon ging einen Schritt nach vorn, er stand nun zwischen mir und den beiden. Im Hin und Her begann ich, laut zu werden. Hilflos und empört. Ich schrie sie an: Es gibt kein Heu und kein Fleisch für die Tiere, keine Kohle für die Heizung, unsere Lebensmittelkarten werden von den Geschäften hier nicht akzeptiert. Wir haben kein Geld. Der Platz steht unter Wasser, sechs Wochen Regen. Kein Benzin, wir können nicht weg. Und von euch kommt keine Hilfe. Und das soll ich alles verantworten? Ich kann ja die Pferde schlachten, damit meine Leute was zu fressen haben und die Löwen!
Dann bin ich wohl zusammengesunken. Mein Fahrer schnappte mich und brachte mich zum Auto. Ich hörte noch wie aus der Ferne, wie er den Männern sagte: „Verhaften können sie ihn später, jetzt muss er ins Krankenhaus.“
Er brachte mich zu einem befreundeten Arzt nach Thüringen und überließ mich seiner Obhut. So berichtete es mir der Arzt später, als ich wieder aufwachte. Mein Assistent, dieser mutige Mann, fuhr mit dem Auto weiter nach Bayern. 
Nach zwei Wochen intensiver Pflege war ich wieder halbwegs hergestellt. Doch zurück konnte ich nicht. Die Zeitungsmeldungen behandelten mich wie einen Schwerverbrecher. Aber ich war wohl gut versteckt. Ja, ich hatte den Zirkus im Stich gelassen. Jedoch lag es nicht in meiner Kraft, diese Aufgabe zu bewältigen. Ich hatte gekämpft und verloren. Mein Arzt brachte eines Tages einen Mann mit, der sich als „Mütze“ vorstellte. Eine solche trug er auch. »Also, Kumpel, ich hab´ ein Auto draußen und gute Papiere für dich, wir können fahren.« 
»Wohin?«, fragte ich ihn. 
»In die Freiheit, wenn du willst. Ansonsten hast du ja gesehen, was hier passiert.«
Ich schreibe schnell diesen Brief an dich. Und übergebe ihn dem Arzt. Er wird ihn dir später zukommen lassen. Ich bin auf der Flucht, mein Mädchen. Und ich weiß nicht, ob wir uns je wiedersehen. Ich liebe dich und umarme dich. Bleib aufrecht und ehrlich. Dein Papa.«
Ute lässt den Briefbogen sinken. Sie schluckt die Tränen runter. Reicht den Brief an Sven weiter. Der liest ihn laut. 
»Und hast du deinen Vater wiedergesehen?«, fragen seine Freunde.
»Ja, eben dort in Thüringen. Dann in Berlin, als nach der Generalamnestie 1973 sogenannte Republikflüchtlinge in die DDR einreisen durften. Später in Ungarn. Das war für alle einfacher. Und wir hatten uns so viel zu erzählen. Später bewirkte ich eine Besuchserlaubnis bei ihm in der BRD. Da sah ich zum ersten Mal diesen Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer. Darauf die Schreibmaschine, seine Manuskripte, Bücher und Theaterstücke. Wie oft saß ich da und las, wie viele Nächte diskutierten wir miteinander. Es gab so viel nachzuholen. Und ich lernte meine Halbschwester kennen. Wir verstanden uns trotz des Altersunterschiedes sofort. Ganz die Tochter meines Vaters.«
Sven nickt, er hatte sie zu seiner Jugendweihe kennengelernt. Das war ihr erster DDR-Besuch gewesn. „Tante Ronja“, Sven schmunzelt. Sie hatte sich sofort gegen die Tante verwahrt. Bei jeder späteren Begegnung gab es so viel auszutauschen und zu verstehen. Zu lachen und zu staunen. 
»Inzwischen war die Situation in der DDR unerträglich, die Stasi hatte sich wie ein Spinnennetz über das Leben gesenkt. Die ersten Demonstrationen wurden von Mund zu Mund weitergeflüstert. Wir hofften ja alle, dass es sich zum Guten wenden würde.« Ute sieht nachdenklich aus dem Fenster.
Sven wirft ein: »Ich war zu dieser Zeit in Leipzig in der Lehre. Jeden Montag nahm ich an den Demonstrationen teil. Und ich hatte nicht nur einmal Angst, als sie uns mit Hunden jagten.« Er wendet sich seiner Mutter zu. 
»Über die Ereignisse von 1961 habt ihr nicht gesprochen? Papa und du?«, staunt Sven. 
»Nur kurz, es gab so viel Aktuelles. Und den Brief in seinem Versteck hatte er wohl selbst vergessen. Wie er in den Schreibtisch gekommen ist, bleibt sein Geheimnis.« 
Ute packt die Fotos und Papiere in den Umschlag zurück. 
»So, jetzt aber, ihr habt noch zwei Fuhren zu machen.«
Sven kommt auf seine Mutter zu und nimmt sie in die Arme.
»Mutter, ja, jetzt verstehe ich, warum du ausgerechnet nach Ungarn auswanderst. Ich wünsche dir, dass du dort findest, was hier nicht mehr vorhanden ist. Natur und Aufbruchsgeist, Freiheit und dein persönliches Leben.«
Sie halten sich eine Weile in den Armen.
»Keine Tränen bitte.« 
Sie lächeln beide. Und sie haben über die trennende Entfernung von 900 Kilometern eine Brücke gefunden. Dann drückt sie ihm die Hülle mit den Dokumenten in die Hand. 
»Du hast diesen Schatz gefunden. Er gehört zum Schreibtisch und auch in dein Leben. Es ist unsere Geschichte und Opas Vermächtnis, mein Sohn. Bleib aufrecht und ehrlich. Ich habe dich lieb.«
»Danke, Mama.«
Sie weiß die Wohnungsübergabe bei ihrem Sohn in guten Händen. Wenig später kommen ihre Freunde mit dem Auto. Ihr Gepäck ist schnell verladen und schon rollen sie Richtung Autobahn. Kein Blick zurück, sie lächelt. »Ungarn, ich komme.«

Antwort auf: Fatema Joumaa

Am 23. Februar 2022 erklärte Putin der Ukraine den Krieg. Selenskyj rief den Kriegszustand am 24. Februar 2022 aus. Für mich ­­- und nicht nur für mich ­­- brach eine Welt zusammen. Ich las, ich rekapitulierte, ich recherchierte, was seit 2014 geschehen war. Und plötzlich ließen sich all die russischen Aktivitäten und Kommentare einordnen. Plötzlich ergab alles einen Sinn und der Aggressor wurde sichtbar.
Unfassbar, nein, nicht vorstellbar. Plötzlich tatsächlich Krieg. Die Bilder, die aus dem Fernseher in mein behütetes Haus eindringen, sie schmerzen, sie lassen mich erschaudern, lassen mich weinen. Ich sehe die Bilder aus Kiew, aus Cherson, aus Mariupol, aus Odessa.
Und ich fühle mich so hilflos und wütend. Und belogen durch Russland. Ich höre die menschenverachtenden Kommentare von Putin, von Lawrow. Möchte ausspeien.
Liebe Maryna Lukianchenko, ich weiß, meine Ergriffenheit ist nichts im Vergleich zu euren Erlebnissen, euren Verlusten und eurem Mut, euch auf den Weg zu machen im Kampf oder in die Emigration. Deine Texte geben davon Zeugnis und ich danke Dir, dass Du es wagst, uns deine Kriegserlebnisse, deine Flucht und deine Hoffnungen auf ein Leben hier in Deutschland in Form von Lyrik und Prosa zu übergeben. 
In Zeiten großer Erschütterungen wächst in manchen der Krieger, in anderen der verteidigende Löwe und in wieder anderen der Künstler oder eben die Kriegerin, die Löwin, die Künstlerin. 
Ich habe versucht, das Kriegstrauma in eine Geschichte zu packen und so die täglich neuen schlimmen Nachrichten in etwas Hoffnungsvolles zu gießen.
Sie entstand am 14. März 2022. Erstmals stellte ich sie unserer Schreibgruppe vor. Ich übergebe sie Dir als Antwort auf Deine Geschichten und Gedichte.

Ein Tag im März 2022
Ein strahlender Sonnentag umarmt die Hafenstadt. Anna geht ein letztes Mal durch ihr kleines Haus, in der Nähe des Strandes, die Räume sind kalt, das Vanilleeis im stromlosen Tiefkühler längst geschmolzen. Fenster zersplittert, die Saiten des Klaviers klirren wie verängstigte Grillen zirpen, wenn sie über die Dielen des Zimmers eilt. 
Sie packt zu den warmen Sachen, einem Handtuch, ihren Dokumenten noch die verwertbaren Reste aus dem Kühlschrank in ihren Rucksack, etwas Brot, ein Stück Käse, ein Töpfchen Schmalz, eine Büchse Cola. Ein Sonntagsfrühstück fast, in dieser schlimmen Zeit. 
Wieder wird das Haus erschüttert von den nahen Detonationen. Das Meeresrauschen, das sie so liebte, ist nicht mehr zu hören. Es wird übertönt von der Militärkolonne, die auf kreischenden Ketten unten an der Seepromenade auf der Straße entlangfährt. Jetzt nur nicht auffallen, keine Bewegung. 
Als die Geräusche leiser werden, packt sie noch ein paar Fotos zu den Dokumenten: Sie mit ihrem Verlobten im Sonnenblumenfeld. Er steht jetzt irgendwo mit der Waffe in der Hand. 
„Erinnere dich an unseren Regenbogen“, hat er ihr gesagt, „an die warmen Regenschauer im Sommer, als wir uns das erste Mal küssten. Komm dann wieder nach Hause, wenn der Krieg vorbei ist. Ich werde hier sein. Bitte, geh nach Polen zu deiner Tante.“
Er gab ihr noch einen Kuss und ging, ohne sich umzudrehen. Sie schluckte trocken, versuchte tapfer zu sein.
Das andere Foto zeigt Babuschka auf dem Hühnerhof. Beide gibt es seit gestern nicht mehr. 
Nur notdürftig gelang es ihr, die von einer Granate zerfetzte Großmutter im Garten unter die Erde zu bringen. Das herausgebrochene Fensterkreuz des Hühnerstalls und eine schwarze Schleife aus dem Witwenschleier bildeten das Grabmal. Auf ein Küchenbrett sprayte sie Namen, Geburtstag und Todesdatum. Sie sang der Großmutter ein Wiegenlied, damit sie gut schliefe. 
Was bleibt ihr noch, bevor sie aufbricht? Sie versucht, den Nachmittag im alten Holzschuppen zu schlafen, im letzten Stroh des vergangenen Sommers. Es wärmt etwas. Als der Mondscheinsilberglanz auf dem Meer liegt und nur noch die Geräusche der Feuer aus der Stadt zu ihr dringen, wickelt sie sich in ihren schwarzen Wollmantel, den sie über die glänzende Steppjacke gezogen hat, und schultert ihren Rucksack, um über die Felder Richtung Nordwesten zu wandern. 

Petra Steuer

Antwort auf: Maryna Lukianchenko | Auf der Zeitleiste

Flüchtlinge, die in Deutschland ein neues Zuhause oder vorrübergehend Asyl suchen, kommen mit Erwartungen nach Deutschland. Heimat und Heimatlosigkeit sind eng verbunden. Und auch die Einwohner Deutschlands hatten und haben ihre Erwartungen an Deutschland. Mehrmals nach dem Zweiten Weltkrieg haben sie jähe Wendungen erlebt. Und jedem bedeutet Deutschland und Deutschsein etwas anderes.
Woher kommst Du? Diese Frage beantwortete ich immer mit dem Namen der Stadt, die gerade meinen Lebensmittelpunkt bildete. Leipzig kannte man und Berlin auch. 
Dieses „aus Deutschland“ oder „from Germany“ oder „Nemetorszagbol szarmazom“ oder „je viens dÀllemagne“ benutzte ich in der Regel nicht, es spielte keine Rolle, für mich nicht und für den Fragenden auch nicht. Die Heimatstadt bot Anknüpfungspunkte für Gespräche über Familie, Beruf, Hobbys, Traditionen, wenn man denn wollte.
Deutschland ist für mich eine mit einer Grenze umgebene Kleinstaaterei voller chaotischer Aktionen, vielfältiger bürokratischer Hindernisse und Machtgebilde unterschiedlicher Art, die Geld und Menschenlebenszeit verschlingt. Wozu ich Deutschland brauche? Für eine Staatsangehörigkeit und rechtliche Rahmenbedingungen zum Leben. Aber es könnte für mich auch ein Gesamteuropa sein. 

Ich wurde in Leipzig geboren, bekam da meine Schulbildung, lernte verschiedene Sprachen. Und eigentlich wollte ich in die Welt hinaus … Aber die Grenzen der DDR deutsche Nation hinderten mich daran. Als ich mich dann für ein Studium bewarb, sollte es wenigstens das WGIK sein, das berühmte Gerassimow-Institut für Kinematografie in Moskau. Die Prüfungs- und Delegationsunterlagen waren bearbeitet, die Zeugnisse versprachen einen Weg dahin. Überraschend wurde ich mit einem für mich nicht verständlichen Schreiben zu einer deutschen Behörde vorgeladen, die sich Staatssicherheit nannte, also laut Adresse eine Außenstelle des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR war. Mit einigem Bauchgrimmen erschien ich pünktliche zum Termin. Ich wurde in einen kahlen Raum platziert, mir gegenüber setzte sich eine militärisch anmutende kurzhaarige Frau mittleren Alters. Sie legte eine rote Mappe auf den uns trennenden Tisch. Ich las meinen Namen. 
Was? Warum? In meinem Kopf kreisten die Gedanken, was hatte ich angestellt? Mir fiel nichts ein. Mein Volontariat beim DDR-Fernsehen war gut verlaufen. 
Ging es um meine Studienbewerbung? Wurde ich deshalb hier überprüft? Ich bemühte mich um innere Ruhe und lehnte mich nach einem tiefen Durchatmen auf dem harten Holzstuhl zurück.
Die Frau mir gegenüber musterte mich schweigend. Ich lächelte schweigend zurück. Nach einer gefühlten Ewigkeit entschloss ich mich, die Initiative zu ergreifen. 
„Guten Tag, weshalb bin ich hier? Ich kann Ihrem Schreiben keinen Grund entnehmen. Um welchen Sachverhalt geht es?“
Ich legte den Brief, in dem ich die betreffende Formulierung rot unterstrichen hatte, auf den Tisch.
Sie öffnete die Mappe und, ohne meine Frage zu beantworten, fragte sie: „Warum haben Sie in Ihrer Studienbewerbung nicht angegeben, dass Ihr Vater Republikflüchtling ist und seit 1961 in Westdeutschland lebt?“ 
Sie tippte in meinem ausgefüllten Antrag auf den Passus, wo die Erklärungen zu den Eltern abzugeben waren.
„Ich habe alle Angaben wahrheitsgemäß beantwortet. Scheidungsdatum der Eltern, jeweiliger Wohnort. Meine Mutter in Leipzig, mein Vater in Dreieich. Mit Postleitzahl, daraus geht hervor, dass er in der BRD lebt.“
„Das DDR-Fernsehen haben Sie im Unklaren gelassen. Der Sachverhalt ist erst jetzt bei Ihrer Überprüfung ersichtlich geworden,“ entgegnete sie.
Ich schaute sie direkt an und antwortete: „Eine Postleitzahl ist eine klare Angabe zum Wohnort. Warum er in der Bundesrepublik Deutschland lebt, war nicht gefragt.“
Sie fühlte sich wohl von meinem Schielauge etwas irritiert, blickte wieder auf die Papiere und schrieb an die vorher angetippte Stelle.
Dann blickte sie mich an und redete mich geradezu seifig an: „Als Tochter eines politischen Republikflüchtlings, der sich 1961 in die BRD abgesetzt hat, denken Sie, die DDR belohnt das mit einem Studienplatz in Moskau , damit Sie dann von dort aus Ihre Flucht vorbereiten können?“
Ich reagierte sofort, etwas schärfer, als ich in dieser Situation möglicherweise sollte: 
„Ich bin der Meinung, meine guten Leistungen im Volontariat und in der Russischprüfung haben mich zu der Auswahl gebracht. Mit meinem Vater, den ich seit zehn Jahren nicht mehr gesehen habe, hat das wohl kaum was zu tun. Und wenn Sie mich so gut kennen, müssten Sie wissen, dass ich meine Mutter nie verlassen würde.“ 
Sie blickte mich noch einmal an, gab mir einen unterzeichneten Passierschein und sagte: „Verlassen Sie das Haus auf direktem Weg. Sie hören von uns.“
Eine Woche später wurde ich zum Leiter der Betriebsakademie des DDR-Fernsehens gerufen, wo auch das Volontariat angesiedelt gewesen war: „Es tut mir leid, dass es mit Moskau nicht klappt,“ sagte er. „Wir haben uns aber entschieden, dich zur Aufnahmeprüfung an die HFF zu schicken. Viel Erfolg.“ 
Eigentlich hatte ich das Projekt schon abgeschrieben und überlegt, ob ich mich an einem Theater als Regieassistentin bewerben sollte. Ich wäre dem alten Mann am liebsten um den Hals gefallen. Stattdessen drängelten sich ein paar Tränen aus meinem Auge und ich bedankte mich mit rauer Stimme. 

23 Jahre später, nach absolviertem Studium und vielen wundervollen Sendungen, die ich für die Zuschauer, speziell Kinder, gestalten und schreiben durfte, nahm mir eine jähe Wendung Arbeitsplatz und Beruf.
Die einen nannten es Glücksumstand und Wiedervereinigung, die anderen Anschluss und litten an einer Heimatlosigkeit. Denn was bedeutete dieses Deutschland für sie, für mich? 
Der Generalverdacht gegenüber den Fernsehangestellten, man sei doch sowieso IM, also informeller Mitarbeiter bei der Stasi gewesen, wirbelte innerhalb von zwei Wochen das Leben von ca. 7000 Angestellten des DDR-Fernsehens durcheinander und „schenkte“ ihnen – uns, wie man bei der letzten Betriebsversammlung sagte, ein grenzenloses Deutschland mit allen Freiheiten der Selbstbestimmung. Wir schüttelten uns wie plötzlich herrenlose Hunde und streunten los, um irgendwo einen Knochen namens Arbeit einem anderen streunenden Hund zu entreißen. 
Es dauerte Jahre. Manche tragen es als Trauma, Armutsrente oder Hass bis heute mit sich herum. Auch Hass gegen Fremde, leider. Und das Fernsehen ist nur ein Beispiel von vielen.

Antwort auf: Mohammad Naim Wafai

Ich bin Petra, eine Mutter und Großmutter, die in Deutschland studiert und gearbeitet hat und jetzt Rentnerin ist. Im September werde ich 73 Jahre alt. Du siehst, ich als Frau bringe einiges an Lebenserfahrung mit. Doch gemessen an dem, was Du und die Menschen in Afghanistan in den vergangenen Jahrzehnten erleben und ertragen mussten, lebe ich wohl im Paradies.
Ich bin sehr wütend über die Art, wie der Afghanistaneinsatz abrupt beendet wurde und die Menschen, die letztlich versuchten, ihr Land zu demokratisieren und den Frauen Bildung und Rechte zu bringen, zum Schluss der Willkür der Taliban überlassen wurden. Und es tut mir unendlich leid und weh, was vor allem die Frauen in Afghanistan nach einem kurzen Aufblühen nun zu ertragen haben.
Du warst eine der sogenannten Ortskräfte. Ein Begriff, der Eurer Leistung und Arbeit bestimmt nicht gerecht wird. Dass Du zusätzlich noch einer nationalen Gruppe angehörst, die aus unverständlichen Gründen von den Taliban besonders gehasst wird, machte Dein Leben nach der Machtergreifung der Taliban doppelt gefährlich. 
Wenn auch unter schwierigsten Bedingungen – mit Mut und Glück und durch die Hilfe von NATO- Kräften – Dir gelang es nach einer halben Europadurchquerung, Dich nach Deutschland zu retten. Ich freue mich für Dich und mit Dir. 
Nun kommen die nächsten Schritte, die Dir helfen sollen, hier eine vorübergehende oder neue Heimat zu finden: Das Lernen der deutschen Sprache und ein Berufsabschluss, der Dich in Arbeit bringt. Dafür wünsche ich Dir Kraft und Durchhaltevermögen. Die deutsche Bürokratie und das Rechtssystem sind ein Dschungel, durch den man sich mit Fleiß und mit der Hilfe von Eingeweihten durchkämpfen kann. Deshalb heißt es für Dich: fragen, netzwerken und nie aufgeben! 
Du schreibst, dass Deine Aufgaben und Themen Umweltschutz und die Bildung von Frauen waren. Das Thema Frauen möchte ich noch einmal direkt an Dich herantragen. 
Ist Dir der Begriff „bacha poch“ bekannt? Oder der Satz „Ein falscher Sohn ist besser als keiner“? 
Ich war entsetzt darüber, dass Mütter oder Eltern überhaupt, wenn sie keinen Sohn haben, der Tochter die Haare abschneiden, sie in Jungskleidung stecken und sie als Sohn aufziehen, und ihr auch alle „Jungsfreiheiten“ wie Radfahren, Schulbesuch, Arbeiten usw. erlauben. Erst wenn „bacha poch“, also die versteckte Tochter, in die Pubertät kommt und die Regel bekommt, wird sie wieder ein Mädchen, verliert jegliche Freiheit und muss ins Haus zurück. Wie schlimm ist das?
Mir scheint, dass die Frauen in Afghanistan keinerlei Menschenrechte erfahren und ständig in Lebensgefahr sind. 
Weitaus schlimmer ist, dass all das in Deutschland nicht als Fluchtgrund gilt, während in Schweden und in Dänemark die Verfolgung der afghanischen Frau auf Grund ihres Geschlechtes anerkannt wird.  In Deutschland wurde vom BAMF gegenüber dem Verwaltungsgericht Berlin Ende 2023 argumentiert, dass die Einschränkungen, denen afghanische Frauen und Mädchen unterliegen, und die generelle frauen- und bildungsfeindliche Politik kein Grund zur Schutzgewährung sind.  Das ist zynisch und undemokratisch. Und wenn ich den Nachzug Deiner Mutter und generell den Familiennachzug von Frauen und Töchtern nach Deutschland betrachte, ist hier viel zu tun. Und tun sollten es auch afghanische Männer und Söhne. 
Wenn Du als afghanischer Mann also das Thema Frauen weiterverfolgen möchtest, lege ich Dir ein Engagement bei Pro Asyl ans Herz. Die Afghanistanreferentin, Frau Dr. Alema, ist in ihren Forderungen federführend. 
Noch einmal, herzlich willkommen! Du siehst, lieber Mohammed Naim Wafai, es gibt viele Möglichkeiten, sich einzubringen. Ich glaube und hoffe, Du bringst ein großes Wissen und Verständnis dafür mit. Ich wünsche Dir Kraft und Erfolg.

Viele Grüße von Petra aus Stralsund

Antwort auf: Mohammad Naim Wafai