Antje Hartung

Über mich:

Mein Name ist Antje Hartung und ich wohne seit einem Jahr auf der Insel Rügen. Im Jahr 1979 geboren, bin ich in Stralsund aufgewachsen und habe dort auch meine drei Kinder aufgezogen. Seit 2015 arbeite ich als pädagogische Mitarbeiterin an der VHS.

Briefwechsel:

Antje Hartung – Hanna Bohantkina
Antje Hartung – Svitlana Omelianenko
Antje Hartung – Schima
Antje Hartung – Margaryta Yesaulkova

Originaltext

Liebe Svitlana,

vielen Dank für deinen Brief und vor allem für die guten Rezepte. Ich denke, ich werde sie einmal ausprobieren.

Borschtsch wollte ich schon immer einmal essen und Kartoffelpuffer mag ich sehr gern. Die ukrainische Variante hört sich sehr gut an. Dein Lieblingsessen, die Kohlrouladen, kennen wir in Deutschland auch. Meist werden sie bei uns aber aus Weißkohl gemacht und in das Hackfleisch mischt man keine Möhren. Aber mit Möhren kann ich mir die Füllung sehr gut vorstellen.

Deine Sehnsucht nach einem echten ukrainischen Borschtsch kann ich gut verstehen. Wenn ich darüber nachdenke, sind bestimmte Gerichte für mich ebenfalls Heimat und Kindheitserinnerungen. Zum Beispiel gab es eine bestimmte Art, wie meine Oma die Spiegeleier, bei uns hießen sie Brateier, zubereitete. Sie hat das Eigelb zerstochen, nachdem das Ei in der Pfanne mit ausgelassener Butter aufgeschlagen wurde. Dann wendete sie das Ei, um es von der anderen Seite goldgelb zu braten. Bei mir heißt diese Variante immer noch Oma-Ei; so habe ich es auch meinen Kindern beigebracht. Und es ist tatsächlich so, dass ich mich in meine Kindheit zurückversetzt fühle, wenn ich diese Brateier zubereite. Dann kommt eine Scheibe Mischbrot auf den Teller und das Ei wird mitsamt dem Bratfett darauf gegeben, wie früher in Omas Küche.

Ähnlich geht es mir, wenn ich Kartoffelsuppe koche, ein typisches schnelles Gericht, das meine Mutter häufig kochte. Das Grundrezept besteht einfach aus Kartoffeln, Möhren, Zwiebeln, Salz, Pfeffer, einem Klacks Butter und Petersilie. Bei mir kommen meist noch Muskatnuss und Erbsen hinzu. Und oft wurde eine Fleischwurst gewürfelt, in der Pfanne angebraten und über die Suppe gegeben. Nachdem meine älteste Tochter ausgezogen war, rief sie irgendwann an und wollte wissen, wie ich diese Kartoffelsuppe koche. Für mich als Mutter war das ein emotionaler Moment, denn ich wusste, dass sie damit auch ein Kindheitsgefühl herbeiholen wollte. Zu ihrem 18. Geburtstag wünschte sie sich einen Ordner mit den Rezepten, die ich in ihrer Kindheit oft gekocht habe. Den Wunsch habe ich ihr gern erfüllt – ein kleines Stück Zuhause, das sie mitnehmen kann.

Liebe Svitlana, wir sollten uns unsere Heimat- und Familienrezepte unbedingt bewahren. Denn mit dem Geschmack und Geruch kann so manche Sehnsucht gestillt werden. Also ich habe jetzt Appetit bekommen.

Viele Grüße sendet dir

Antje Hartung

Antwort an: Svitlana Omelianenko | Liebe Leserinnen und Leser

Haiku
Antje Hartung

Geboren im Krieg
Was bleibt noch von der Heimat?
Zukunft im Fremdland

Antwort an: Schima | Elfchen

Willkommen – Elfchen
Antje Hartung

Wohlfühlen
In Sicherheit
Ohne Angst leben
Wald, Küste, Sonne, Meer
Willkommen!

Antwort an: Schima | Glück

Zukunft – Elfchen
Antje Hartung

Zukunft
Glück erleben
mit Liebe wachsen
Mut und Stärke finden
Lebensbaum

Antwort an: Schima | Kinder

Sprachlos – Haiku
Antje Hartung

Eine Umarmung
Viel mehr als tausend Worte
Sprachlos glücklich sein

Antwort an: Margaryta Yesaulkova | Verbindende Ufer

Elfchen von Antje Hartung

Leben
Die Hauptsache
Alles wird gut
Wenn im Herzen ist
Liebe

Antwort an: Hanna Bohantkina | Elfchen